Morz und wie er die Welt sah...

Dienstag, Oktober 13, 2009

Ecuador - Baños und Cuenca oder Mit allen Wassern gewaschen...

Liebe Freunde,

es ist ja schon wieder laenger her, dass ich euch geschrieben habe, ich versuch das heute mal aufzuholen. Letzten Dienstag, nach Rueckkehr vom Quilotoa-Loop haben Jimmy und eigentlich nur ausgeschlafen, im Netz gesurft und uns in unseren naechsten Standort bewegt. Dazu springt man in Latacunga in einen Bus nach Ambato, steigt dort nach einer Stunde Fahrt aus, laesst sich von Busschreiern (die Menschen, die immer vor den jeweiligen Bussen stehen und "Quitoquitoquitoquiiiiiiiiiito" bruellen) in die falsche Richtung schicken, wartet, bis einem vom Benzin-Pisse-Mischgeruch uebel wird und findet dann einen Bus, der einen doch in die richtige Richtung bringt: Nach Baños. Fuer alle, die der spanischen Sprache maechtig sind: Ja, dieses Wort heisst auch "Toiletten". Aber in diesem Fall wurde der Ort nach seinen Thermalquellen so genannt. Und von findet man Thermalquellen? Genau, an Vulkanen. Wenn man mich 2 Tage vorher nach dem schoensten Ort der Reise gefragt haette, haette ich, ohne mit der Wimper zu zucken, "die Caldera von Quilotoa" geantwortet. Doch letzten Dienstag, im Bus von Ambato nach Baños sitzend, waer ich mir schon nicht mehr sicher gewesen, denn waehrend man von 2800m auf 1800m herunter faehrt, erhebt sich majestaetisch ueber dem Tal der Tungurahua mit seinen ueber 5000m und der sieht im Abendlicht, am Kraterrand leicht von Wolken umspielt, einfach nur grossartig aus. Der Tungurahua gehoert auch zu den aktivsten Vulkanen der Anden und hat 1999 und 2006 zur Evakuierung von Baños und spektakulaeren Fotos von Quito aus gefuehrt.

Jimmy und ich erreichten Baños kurz vor Sonnenuntergang und kamen schnell im vom Lonely Planet angepriesenen Hotel "Plantas y Blanco" unter. Das Hotel heisst so, weil alle Waende, Decken, einfach alle Flaechen weiss gestrichen sind und an jeder freien Stelle noch eine Pflanze drapiert wurde. Ausserdem besitzt es eine Dachterrasse. Nach der Einsamkeit des Quilotoaloops fiel uns sofort auf, dass alles hier extrem touristisch und etwas teuer ist, aber egal. Auch hier konnte man es sich gut gehen lassen. Das Tal von Quilotoa hat extrem steil abfallende Berge. Dort oben, den Blick fast senkrecht, wo man sonst nur Flugzeuge vermutet, findet man hier Huetten und Gipfelkreuze, und einen in den Ort herabstuerzenden Wasserfall. Am Abend besuchten wir noch die Kathedrale von Baños, die natuerlich der Santa Maria del Agua Sagrado gewidmet ist. Sie ist voll von wandgrossen Gemaelden von Ereignissen, bei denen die Santa Maria geholfen hat, z.B. als jemand mit dem Pferd aus 70m Hoehe in den Fluss gestuerzt ist und ueberlebt hat, der Vulkan es sich anders ueberlegt hat und statt Baños ein anderes Dorf und andere Menschen unter sich begraben hat oder das Rheuma der Aebtissin geheilt wurde. Von aussen ist die Kathedrale mit ihren in neonblau angestrahlten Tuermen unmoeglich zu uebersehen.

Pailón del Diablo

Der naechste Tag begann erst einmal mit Regen. Baehwetter, also nachmal rumdrehen. Immer noch Schietwetter. Aber als ich um 9 Uhr unter der Dusche stand, hoben sich die kraeftigen Regenwolken im Minutentakt und um 10.30 Uhr sassen wir beide auf einem Mountainbike auf trockener Strasse und fuhren in das Tal hinein. Puyo, 60km weiter oestlich war unser Ziel, denn angeblich ging es mit dem Fahrrad nur bergab im Tal entlang der Pastaza bis zum Rand des Amazonasgebietes. Im Grunde genommen stimmte das ja auch und wir waren froh ueber die funktionierenden Bremsen. Als erstes kamen wir an einem Staudamm vorbei, dann gabs zum Fruehstueck Pfirsiche an einem der Wasserfaelle des Flusses und schliesslich einen Tunnel. Ich sag euch, man fuehlt sich schon komisch in einem Tunnel ohne Licht, nur mit dem hellen Licht am Ende als Leitstern, durchgaengig versucht, per Gehoer den Waenden geschickt auszuweichen und nicht vom gerade in den Tunnel einfahrenden LKW aufgeraucht zu werden. Aber alles ging prima und auf der anderen Seite sah das Tal noch schoener aus.

Eine Strasse gibt es nur auf einer Seite des Tals. Will man auf die andere, bracht man viel Zeit, gute Beinarbeit oder aber eine Seilbahn. An eben einer solchen schlossen wir unsere Fahrraeder an und liessen uns ueber das Tal fahren, genau ueber einen Wasserfall hinweg, zur anderen Seite. Das war ein toller Blick von oben. Auf der anderen Seite standen zwei Parkbaenke als Seilbahnhaltestelle, ein 6-jaehriges Maedchen klingelte an einer Funkklingel, um dem Mann am Motor auf der anderen Seite Bescheid zu geben, alles sei gut und wir verliessen den Foerderkorb. Es gab zwei Wege entlang eines Baechleins hinauf zu den Haeusern der Einheimischen. Ganz still war es hier. Nur der Bach rauschte und die Voegel sangen. Nach einigen Meter stand an einem Hof "Trucha" (Forelle) dran. Jimmy und ich schauten uns an: Heute wuerde es Forelle zum Mittag geben. Wir fragten den alten Bauern und der holte seine Frau. Sie sagte, sie wuerde uns die Forelle braten und mit Reis, Patacón und Salat servieren. Auch Bergpapayasaft gaebe es. Super! Jimmy und ich waren mehr als einverstanden. Nur brauchen wir noch die Forelle, sagte die gute Frau. Wie? Der alter Bauer drueckte uns bei diesen Worten jeweils eine Angel in die Hand und fuehrte uns zu den selbstgebauten Fischteichen hinter dem Haus. Etwas Banane an die Angel, Haken rein und keine Minute spaeter zuckte mein in allen Regenbogenfarben schimmerndes Mittagessen am Haken. Der Bauer nahm uns die Fische ab, nahm sie aus und entschuppte sie, waehrend uns die Hofgaense aufgeregt angakten und der Hofhund seinen Teil forderte. Die Forellen wanderten in die Pfanne der Baeuerin und ich entdeckte ein weiteres Haustier des Hofes: einen Nasenbaeren. Niiiiiedlich! Ich find Nasenbaeren ja total toll, wie sie klein, kuschelig mit ihrer langen, sehr beweglichen Nase ueberall herumschnueffeln. Ich war ja hin und weg. Jimmy schoss etwa 5000 Bilder und ich schaute dem Kleinen beim Schnuffeln zu. Diese Nasenbaeren soll es in den Bergen hier haeufig geben. Waer ja fast ein Grund, nach Ecuador zu ziehen. Das Essen war sehr lecker, doch wir machten uns wegen ein paar nervigen Sandfliegen oder Gnitzen (irgendwas ist doch immer) nach dem Mahl schnell wieder auf zur Seilbahn und unseren Fahrraedern.

Im Reisefuehrer steht, man sollte auf keinen Fall den 18 km entfernten Pailón del Diablo verpassen. Also schlossen wir beim ersten Schild unsere Fahrraeder wieder an und stiegen den einen Kilometer durch inzwischen schon recht praechtig gediehenen Regenwald hinab ins Tal der Pastaza. Dort gab es ein Café und eine filigrane Haengebruecke, die nur von 5 Personen gleichzeitig betreten werden durfte. Ein kraeftiges Bollern bereitete uns schon darauf vor, was wir gleich sehen wuerden. Einen 20m hohen, starken Wasserfall. Schon eindrucksvoll, aber nach ein paar Photos machten wir uns wieder auf den Weg nach oben zu unseren Fahrraedern. Doch dann holte uns ein franzoesisches Paerchen ein und vermittelte uns eindringlich, wir sollten doch hinauf zum Café gehen, den einen Dollar zahlen und den Weg hinter dem Café begehen. Okay, warum nicht. Zum Glueck hatten wir Regenzeug dabei, denn der Weg fuehre genau in die Gischt des Wasserfalls. Und so aus der Naehe betrachtet sind 15 Kubikmeter Wasser pro Sekunde sehr einrucksvoll. Dann entdeckten wir den "Grito al cielo", den Schrei zum Himmel. Das ist ein extrem niedriger Weg direkt in der Felswand, den man nur im Entengang begehen konnte. Jemand hatte ihn in den Fels gehauen. Oben angekommen und komplett eingesaut, standen wir auf einmal nur noch einen halben Meter von dem tosenden Fall entfernt und wuschen uns die Haende in der bruellend herunterstuerzenden Wassermasse. Wenn man will, kann man da auch duschen. Nur ob ein menschlicher Koerper diese Wassermasse aushaelt?

Einmal komplett nass bewegten wir uns nun endlich zurueck zu den Fahrraedern und realisierten anhand der schoen tief ueber dem Tal stehenden Sonne, dass wir es heute nicht mehr bis Puyo schaffen wuerden. Ein paar Kilometer sind wir noch gefahren, bevor wir einen Bus zurueck nach Baños anhielten (die Fahrrader kommen in den Gepaeckraum) und die Koerperertuechtigung des heutigen Tages als beendet erklaerten. Wieder in Baños angekommen, schnappten wir uns Handtuch und Badehose und gesellten uns zu vielen anderen Bewohnern der Stadt in die heissen Quellen und schauten, ahh, das schoene warme Wasser geniessend, den Sternen beim Scheinen zu. Zwischendurch konnte man sich direkt unter dem ortseigenen Wasserfall abkuehlen oder, wieder im Thermalbecken, mit ungluecklichen deutschen Unternehmern ueber die schlimmen Ecuadorianer oder anderen Travellern ueber ihre Reiseplaene unterhalten.

Riobamba?

Der naechste Morgen ging das erste Mal fuer mich frueher los als fuer Jimmy. Ich hatte mich naemlich fuer 7.30 im hoteleigenen Dampfbad eingetragen (man goennt sich ja sonst nichts). Was passiert da? Man sitzt in so einer Holzkammer, die am Hals buendig abschliesst, und wird von unten mit dem Dampf eines kaputten Heizungsrohrs gewaermt. Alle 5-10 Minuten kommt dann ein etwas homophiler Dampfbademeister hereingeschneit, befreit einen aus der Dampfkammer, die Sichtweite geht auf Null auf, auch ohne Brille und dieser zeigt einem dann, wie man sich mit einem nassen und kalten Handtuch ueber alle Koerperstellen faehrt, bevor er einen wieder in die Kiste verfrachtet. In der Nachbarkammer sass ein pubertierender Ami, der ein nebenan sitzendes Maedel mit den Erzaehlungen ueber seine Trinkfestigkeit letzte Nacht zu beeindrucken versuchte. Aber die Aussicht auf die Berge war schoen.

Nach dem Fruehstueck (selbst gemachtes Brot UND Marmelade) holten wir noch unsere gewaschenen Sachen ab, schlenderten nochmal durch den Ort und setzten uns am fruehen Nachmittag in den Bus nach Riobamba. Dort wollten wir fuer morgen, Freitag, eine Fahrt mit dem einzigen in Ecuador verbliebenen Zug buchen. Ich sah mich schon in Gedanken auf dem Dach sitzend, die beruehmte Nariz del Diablo hinab fahren. Aber daraus wurde nichts, denn der Zug war schon ausgebucht. Scheisse. Etwas enttaeuscht sagten wir beide "schade" und setzten uns bei Sonnenuntergang in den Nachtbus nach Cuenca, unsere naechsten Station.

Cuenca

Wir erreichten Cuenca, was zu deutsch "Napf" heisst, um 1.00 morgens. Das Taxi brachte uns zum aus dem Reisefuehrer herausgesuchten Hotel. Zumindest an diese Stelle, denn das Hotel existierte nicht mehr. Aber ein anderes mit schicken hohen Waenden, mit Lichthof und im kolonialen Stil erbaut. Unser Zimmer war zwar karg, nur 2 Betten standen darin und diese ware durchgelegen, aber weil uns das Hotel insgesamt so gut gefiel, sind wir am Ende 4 Naechte hier geblieben. Am Morgen, oder eher Mittag, schlenderten wir durch die Stadt. Cuenca scheint eine reichere Stadt zu sein als alle anderen ecuadoriaischen Staedte, die ich bisher hier gesehen habe. Das aeusserte sich in den sauberen, kopfsteingepflasterten Strassen, den schoenen weiss bemalten Haeusern, nachts angestrahlten Kirchen und vor allem den Laeden. Entweder gibt es teure Cafés oder Schuhlaeden oder Juweliere. Und wenn ich mal einen Schlips als Souvenir kaufen moechte, Cuenca ist die Stadt der Wahl dafuer.

Als erstes verschlug es uns in die sog. "neue Kathedrale". Die ist unglaublich geraeumig, besitzt 3(!) grosse, orientalisch anmutende Kuppeln und nur wenige massig-wuchtge Saeulen, die das ganze Dach halten. Damit bekommt sie aber auch eine einzigartige Turnhallenakustik, in der ich kein Konzert hoeren moechte. Und die Kirchglocken (in der ganzen Stadt) klingen, als ob einer mit dem Kochloeffeln auf einen Blecheimer haut. Der Strassen der Stadt zeigen verspielte Façaden, oft mit Reliefschnitzereien an den Tueren und viele bepflanzte und mit Baenken gesaeumte Plaetze. Eine schoene Stadt. Unser weiterer Weg fuehrte uns zu einem Museum ueber die Inka und anderer, frueherer praekolumbischer Kulturen, inklusive einer beruehmten Sammlung Schrumpfkoepfe. Leider war es geschlossen. Weil heute ein Nationalfeiertag in Ecuador war, wie wir auf Nachfrage herausfanden. Und alle anderen oeffentlichen Gebaeude auch. Scheisse. Etwas gefrustet setzten wir uns eine europaeische Enklave, die wir vorher am Wegesrand erspaeht hatten: das Café Austria. Hier gab es Apfelstrudel, Sachertorte und Rinderroulade. Wir goennten uns ein Mittagessen mit Broccolisuppe und gebratener Forelle. Dann verliess mich Jimmy, waehrend ich bei Jazz und Caféhausmusik, schwarzem Tee und einem Stueck ecuadorianischer Sachertorte Postkarten schrieb und las. Kurz vor Sonnenuntergang fuellte sich das Café komplett mit deutschen Touristen, so dass ich lieber dem teutonischen Druck wich und mich noch in den westlichen Teil der Stadt mit seinen schoenen Plaetzen San Francisco und San Sebastian aufmachte. Um 18Uhr traf ich Jimmy vor der Kirche wieder. Wir liessen dann den Tag mit Internet und spaeter heissem Tee und Carcassonne ausklingen.

El Cajas

Es war Sonnabend und kein Feiertag. Trotzdem hatten wir vor, heute die Stadt zu verlassen. Mit Ziel Nationalpark El Cajas. Ein erster Bus brachte uns aus der Stadt auf die Doerfer und ein zweiter setzte uns direkt vor der Rangerstation ab. Huch! Kalt ich es hier. Wir hatten uns beide nicht ausreichend informiert und uebersehen, dass der Park zwischen 3500 und 4500 Meter hoch liegt. Aber zumindest einen Pullover und Regenjacke hatten wir bei. Der Park kostete 10 US-Dollar Eintritt, aber dafuer bekam man auch eine exzellente Wanderkarte des Parkes und einen Vogelbestimmungsfuehrer. Am Abend, im Internet, erfuhr ich dann auch, dass der Park nicht nur 150 Vogelarten beherbergte, sondern auch Pumas, Brillenbaeren und Bergtapire. Leider hatten die wohl gerade eine Tiere-des-Waldes-Party am anderen Ende des Parkes, so dass wir leider keinen der freundlichen Gesellen zu Gesicht bekamen.

Unser erster Weg fuehrte uns ... in die Cafeteria. Zu Pommes und einer Tasse Tee bzw. Kaffee. Das einzige warme hier in der Hoehe. So gestaerkt und die Wanderkarte recherchiert, ging es los in die Wildnis. Wer von euch die Herr-der-Ringe-Filme gesehen hat, stelle sich bitte den Park als exakte Kopie der Emyn Muil oder Totensuempfe vor. Die Landschaft besteht aus scharfen Graten und ansonsten sanften, komplett mit Steppengrass ueberwachsenen Haengen und hunderter kleiner, oft nur einige Quadratmeter grosser Seen, die ueber kleine, sickernder und gluckernder Baechlein verbunden sind. Teilweise ist der Boden moorig und zwischen dem Steppengras wachsen abertausende verschiedene Moose, Flechten, Baerlappe und ab und zu Erika. Und wie ueberall hier in Ecuador und Kolumbien blueht alles. Mit Blueten meist im Millimeterberech. Ich hab noch ne so viele Moose bluehen sehen. Und ueber allem haengt ein leichter Faeulnisgeruch, der an Pilze und ungewaschene Fuesse erinnert. Wir brauchten 2 Stunden fuer die ersten 2 Kilometer, weil Jimmy hunderte Fotos von der tollen Landschaft und den schoenen Pflanzen schoss, als wir am fruehen Nachmittag auf eine kleine Gruppe Alpakas trafen. Weitere hundert Photos spaeter (ich hatte inzwischen gepicknickt), beschlossen wir, fuer den Rueckweg auf die andere Seite des Sees zu kommen, an dem wir gerade sassen und uns dort einen Rueckweg zu suchen. Als wir ihn fanden, sagte die Wanderkarte noch 7 km bis zum Ausgang und wir hatten noch 3 Stunden Zeit bis zum Sonnenuntergsng. Also gesagt, getan. Der Weg war gut markiert und fuehrte uns entlang winziger Wasserfaelle, winziger Seen und auf winzigen Pfaden. Es war vollkommen still. Nur ab und zu zwitscherte ein Vogel oder irgendein Nagetier stoss seinen typischen "Achtung, Touris mit Kamera im Anmarsch"-Warnruf aus. Kein Mensch, keine Zivilisation war zu sehen. Und dann ging die Sone unter. Und wir mussten immer noch ueber diesen Bergruecken da. Vom 3800m auf 4150m sagte die Wanderkarte. Hauptsache oben sein, bevor es stockdunkel ist, denn wegen der Wolkendecke wuerde uns heute kein Mond helfen koennen. Zwar waren wir inzwischen besser an die Hoehe angepasst, aber einen 4100m hohen Pass fast im Dauerlauf ueber Geroell und Bachbetten zu erreichen, macht einen einfach fertig. Ich glaub, es ist lange her, dass mein Herz auf einer derart hohen Frequenz so lange schlug. Immer wenn wir dachten, wir waeren oben, kam eine neue Anhoehe, die ueberquert werden wollte. Punkt 18:00, bei Sonnenuntergang, erreichten wir den Gipfel und konnten in der Ferne die Strasse raus aus dem Park ausmachen. Also noch im Stechschritt den Berg wieder runter und vom diffusen Licht der noch angestrahlten Wolken den Weg finden. Nur die letzten 500m stolperten wir in kompletter Dunkelheit durchs Gehoelz. Puh, das war nochmal gut gegangen. Und so gingen wir, erschoepft aber gluecklich die letzten 2 Kilometer die Strasse zur Rangerstation hinunter, wo wir auch bald einen Bus anhalten konnten, der uns zurueck nach Cuenca brachte.

Maerkte

Fuer den Sonntag war kein Ausschlafen vorgesehen. Wir schnappten uns frueh einen Bus, der uns in das nahe gelegene Dorf Gualaceo brache. Dort besuchten wir den Sonntags-Fruechte-Markt und schnabulierten ein paar leckere Babybananen zum Fruehstueck. Ausserdem hielt der Ort einen kleinen, aber interessanten Viehmarkt fuer uns bereit, auf dem Kaelber und Zuchtstiere, Schweine und Schafe feil geboten wurden. Danach stiegen wir in den Bus in das Nachbardorf Sígsig, das beruemht fuer seine Panamahutherstellung und den dementsprechenden Markt ist. Doch zuerst trafen wir auf eine Menge schwarz be-T-shirteter und mit Ketten behaengter "Rockeros", die in einer Schlange stehend in der Sonne brieten. Warum? Ein Plakat verrriet es uns: Enrique Bunbury, der ehemalige Frontmann der spanischen Band "Heroes del Silencio" hatte es fuer heute Abend indas 1000-Seelen-Dorf verschlagen und so mussten sich alle Rockeros, die was auf sich hielten und im Einzugsgebiet von 100km2 wohnten, an den T-Shirt-Staenden mit schwarzen Klamotten ausstatten und zu dem Konzert gehen. Wir gingen zum Markt, fanden aber keine Panamahuete, nur weitere Fruechte, so dass wir uns nach dem Mittag bald wieder in Richtung Cuenca aufmachten. In unserem Hotel trafen wir auf einmal Hilde, die wir in Quito schon kennengelernt hatten und gingen mit ihr, einer weiteren Hollaenderin und zwei Australierinnen mexikanisch essen.

Heute schliesslich sind wir unspektakulaer mit dem Bus 5 Stunden nach Loja im Sueden Ecuadors gefahren. Ich hab mir in der Zeit die Hoerbuecher "Urmel taucht ins Meer" (nicht lachen, ich mag die Augsburger Puppenkiste) und "Ausgetraeumt" von Charles Bukowski angehoert. Hier gibt es eigentlich nichts zu sehen und das andauernde Gewitter haelt uns im Internetcafé und fern vondem geplanten Meerschweinchenessen. Von Loja aus werden wir morgen Ecuador in Richtung Peru verlassen. Und wenn ich zurueckblicke, muss ich sagen, Peru sollte besser ein paar Highlights auspacken, um Ecuador landschaftlich, insbesondere bei den Berglandschaften, noch toppen zu koenen. Haste gehoert Peru? Wir kommen!

So, und jetzt bin ich etwas fertig, werd noch ein paar Bilder hochladen ud dann ab in die Koje fallen. Der Bus geht morgen 7 Uhr. Ich hoffe, ihr hattet Spass am Lesen und ich wuensche euch noch eine schoene Zeit. Bis bald und carpe diem,

Stefan