Morz und wie er die Welt sah...

Donnerstag, September 24, 2009

Kolumbien - Taganga oder wie man den lieben Gott einen guten Mann sein laesst

Liebe Freunde,

Taganga ist ein Fischerdorf einige Kilometer oestlich von Santa Marta. Warum hat es uns hierher verschlagen? Na, weil es schick ist. Taganga liegt in einer Bucht des karibischen Meeres, umringt von kleinen Bergen und mit einigen Palmen am Strand. Im Wasser plaetschern Fischerboote vor sich hin und kreidebleiche Touris holen sich einen Sonnenbrand. Ja, es ist touristisch hier, aber trotzdem hat das Dorf eine entspannte Atmosphaere. Klar, der Sonnenbrillenverkaeufer fragt dich natuerlich, ob du nicht eine seiner echten Oakleys oder D&G kaeuflich erwerben moechtest, wenn du dein Fruehstuecksomelette verzehrt hast. Aber man gruesst ihn einfach nett, hebt laechelnd seine eigene Sonnenbrille und er verabschiedet sich freundlich, um neue Kaufwillige zu suchen. Dann setzt sich eine Dame aus dem Wohnwagen gegenueber mit an den Tisch und fragt nett, woher du denn kommst, was dir am besten in Kolumbien gefaellt und ob es Wohnwagen auch in Deutschland gibt. Und sie erzaehlt dann ihrerseits, dass sie Salsa liebt, grosse Staedte hasst und gerade mit ihren Soehnen auf dem Weg ist, die Kueste zu erkunden. Diese Art relaxte Menschen trifft man hier.

Und was machen wir hier in dieser entspannten Atmosphaere? Eigentlich gar nichts... Montag hab ich erst einmal ausgeschlafen, und dann mich noch einmal rumgedreht und noch ein Stuendchen geschlafen. Nach dem Aufstehen schrieb ich euch den letzten Bericht und dann... weiss ich gar nicht mehr. Zum Fruehstueck-Mittag-und-Abendbrot-zusammen liessen wir uns schliesslich Fisch schmecken und abends bin ich noch ne Runde schwimmen gegangen. Toll, sag ich euch. So aus der Bucht heraus aufs karibische Meer in den Sonnenuntergang zu schwimmen. Der Sonnenuntergang war zwar nicht spektakulaer, dafuer aber das Wasser. Warm, wohlig warm. Ich glaube, ich bin eine Stunde geschwommen. Vom Strand zu dem Felsen da links an der Bucht, bis da rechts an den Vorsprung, und dann zurueck durch die Fischerboote. Und am Ende zu Fuss zurueck zu Jimmy ins Hostel. Mehr hab ich nicht gemacht. Aber ich fands toll....

Dienstag ging es dann mit vollem Elan los. Um 8 Uhr waren wir unten bei den Fischerbooten, um eine Passage zum Nationalpark Tayrona zu buchen und dort zum Ruinendorf Pueblito zu wandern. Beim gemuetlichen Fruehstueck (und neuen frischen Fruchtsaeften - ich hab jetzt auch Níspero, eine Art Mispel, und Zapote, im Deutschen mit dem haesslichen Namen Breiapfel belegt, probieren koennen) entschieden wir uns dann aber spontan gegen eine anstengende Wanderung bei 30 Grad und 90% Luftfeuchte und zogen uns wieder ins Hostel zurueck. Der Nachmittag fuehrte uns ins nahe gelegene Santa Marta, wo wir durch die weniger kolonialen Strassen schlenderten und etwas zum Kochen einkauften. Das gab es dann im Hostel zum Abendbrot. Wir beendeten den Tag schliesslich mit einem gemeinsamen Nachtschwimmen hinaus in die Bucht.

Heute schlieslich packte uns dann doch der Tatendrang und so heuerten die Cobra an - eine Schaluppe mit Aussenborder - die uns in eine benachbarte Bucht zum Schnorcheln brachte. Bootshund Niko blieb an Bord, waehrend Jimmy das erste Mal versuchte, durch einen Schnorchel zu atmen. Ich vermisste Flaschen und Neoprenanzug, aber die farbenfrohe Welt der Korallen lag so dicht unter der Wasseroberflaeche, dass Schnorchel und Brille vollauf genuegten. Da schoss ein Schwarm kleiner gelber Fische vorbei, und dort tummelte sich ein Rudel grosser blauer Fische. Eine Seenadel saugte unbeeindruckt das Meerwasser ein, um kleine Krebstierchen herauszufiltern und dort nagten schwarze Fische mit blauen Rand genuesslich am Bewuchs der Unterwasserfelsen. Es gab gruene, gelbe, blaue, gelb-blaue, braun-rote, so viele bunte Fische, dass vielleicht sogar oktarin leuchtende darunter gewesen sein koennten. Als ob man ins Schaufensteraquarium des Kleintierzuechterladen um die Ecke taucht. Ganz zu schweigen von der Faecherkorallen, Roehrenkorallen, Steinkorallen, Hirnkorallen und wie sie noch alle heissen. Dann liess sich sogar ein Octopus blicken und machte sich vor Angst in die Hose. Nach einer Photosession durfte er sich wieder hinter seinem Lieblingsfelsen verkriechen. Am Ende erfuellte sich noch ein Traum und ich hab 2 etwa 60cm lange, quietschhellblau leuchtende Muraenen gesehen, die machten, dass sie aus meiner Sicht und unter den naechsten Felsvorsprung kamen (fuer die Geooekologen unter euch, wir reden nicht ueber Landschaftsformen, sondern ueber aalartige Fische). Insgesamt fast 3 Stunden haben wir im kuehlen Nass bei Seeigel unds Kugelfisch verbracht, bis wir uns leicht erschoepft bei einen Glas Maracuyasaft in einer nahegelegenen Bucht niederliessen. Und nach einem Aufstieg zur oertlichen Madonna oberhalb unseres Hostels und einem weiteren Nachtschwimmen, bin ich jetzt etwas k.o. und werde den Tag mit Jimmy und Carcassonne ausklingeln lassen. Schoenes Fleckchen Erde, dieses Taganga.

Doch morgen geht es zurueck nach Bogotá und von dort in den Sueden. Doch davon ein andermal. Allen, die noch wach sind, wuensch ich einen herrlichen Abend mit einem ebenso tollen Sternenhimmel wie von meinem Balkon hier und carpe diem,

Euer Stefan