Morz und wie er die Welt sah...

Samstag, Juli 25, 2009

Kolumbien - Die Geheimakte "Briefmarke"

Ich weiss, ich hatte euch gerade erst geschrieben, aber ich muss euch an dem Erfolgserlebnis von eben teilhaben lassen.

Ich ging also aus dem Internetcafé und in das mir empfohlene, offizielle Gebaeude, um Briefmarken zu erstehen. Natuerlich sprach niemand englisch, aber inzwischen hatte ich gelernt, dass diese kleinen scheuen Tierchen auf spanisch estampillas heissen. Die Frau am ersten Schalter schaute mich etwas entgeistert an und schickte mich zu ihrem Kollegen. Dieser schickte mich dann zu einem englischsprechenden Kollegen (also doch), der herausfinden sollte, ob ich das mit den Briefmarken ernst gemeint haette. Ich hatte. Und als man sich dessen sicher war, befand man darueber, dass ich am besten zu der Airline Avianca gehen sollte. Zwar dachte ich, eben dort zu sein, aber dem war wohl nicht so. Wieder vor der Tuer, eigentlich in der Tuer, ging es nicht weiter, denn vor dem Eingang des Gebaeudes hatte sich inzwischen das staedtische Jugendorchester niedergelasen und spielte Franz von Suppé. Vom Schicksal zum Zuhoeren verdammt, harrte ich also der Dinge, die da kommen moegen. Etwa nach 20 Minuten schoener Musik, fand eine Frau neben mir eine kleine Gasse zwischen Pauken und Becken und wir schlichen uns raus. Kurz darauf fand ich in der Tat Avianca. Die sagten mir, es waere gar kein Problem, die Karten mit ihnen zu verschicken. Da macht nur 11.800 Pesos. Na ja, ein bisschen mehr als 6 US-$, das geht schon noch. Aber nein, pro Karte. Als ich sie amuesiert anlaechelte, gaben sie mir eine Wegbeschreibung zu einem anderen Postunternehmen. Mein Spanisch machte mir leider ein Strich durch die Rechnung, so dass ich mich heillos irgendwo zwischen der 19. und 23. Strasse verfranste. Aber da sassen so nette Damen im Schoenheitssalon gegenueber und warteten darauf, dranzukommen. Die fragte ich nett nach dem Weg und als sie mein Problem umreissen konnten, sagten sie mir, hier gleich um die Ecke sei eine Post. Als ich dann wiederum nichts mit Correos (Post auf spanisch) erspaehen konnte, fragte ich ein andere nette Zigarettenverkaeuferin. Diese nahm mich an die Hand und fuehrte mich um die Ecke in einen gruenen Salon, der wohl mehr ein Moebelgeschaeft war. Ich bedankte mich artig und traute mich fast gar nicht, nach Briefmarken zu fragen. Ich tat es dann aber doch und bekam als Antwort, Briefmarken gaebe es zwar keine, aber fuer 122.380 Pesos, wuerde sie meine 4 Postkarten verschicken. Ich fragte erst gar nicht, ob pro Stueck oder fuer alle 4. Dafuer bekommt man hier einen Flug in die Karibik und zurueck. Sie verriet mir dann aber noch einen persoenlichen Geheimtipp, das Hotel Zuldemayda, und gab mir die Adresse. Wieder verzettelte ich mich in dem unfehlbaren System nummerierter Strassen, denn es waere durchaus hilfreich, ab und zu diese Numern auch an die Strassen ranzuschreiben. Als ich 20min spaeter gerade wieder in einem Beautysalon fragen wollte, sah ich auf der gegenueberliegenden Strasse das Hotel. Ein Wachmann fuehrte mich in den Keller und dort erbarmte sich ein englisch sprechender Angestellter meines Problems. Inzwischen informiert ueber die heisse Ware "Briefmarke", akzeptierte ich 6.000 Pesos pro Karte (ca. 3,50 US-$) und 30 Tage Zustelldauer ohne mit der Wimper zu zucken. Vermutlich muss dafuer ein Indio bis nach Deutschland rennen, um seine Familie zu ernaehren und da will man ja nicht kleinlich sein. Ein Vertrag inklusive meiner Passnummer, Adresse hier, Beruf und der Adressen der Empfaenger war selbstverstaendlich im Preis inbegriffen und ich beschloss insgeheim, euch Postkarten erst wieder aus Laendern zu verschicken, in denen es Briefmarken gibt und diese weniger als ein Abendbrot kosten. Als ich zurueck zum Internetcafé lief, spielte das staedtische Jugendorchester irgendetwas, was auch Paul Kuhn spielen wuerde und die Angestellten versuchten haenderingend einen Pfad durch die Instrumente nach Hause zu finden...