seit gestern Abend bin ich nun zwar schon wieder zurück in
der Kälte von München, doch möchte ich versuchen, euch die letzte Woche unserer
Reise zu beschreiben. Über den nächsten Tag, Freitag, den 18.01., gibt es
eigentlich nich viel zu sagen. In der Nacht hatte es angefangen zu regnen. Und
es regnete die ganze Nacht durch. Das fühlte sich so bitterkalt an, dass ich
immer wieder wach wurde, um mir erst ein Hose, dann Strümpfe und schließlich
die Fleecejacke anzog, um nicht als Gletscherleiche zu enden. Am Morgen regnete
es immer noch Strippen und aufgrund der Windstärke 6-8 entschlossen sich die
Dive Instruktoren, heute nicht tauchen zu gehen. Rene und Jimmy machten noch
etwas Theorie und ich fand das Internetcafé der Insel, um euch einen
Reisebericht zu geben.

Um es kurz zu machen, der Regen hielt 3 Tage an. Und
zwar 24 Stunden am Tag. So etwas haben ich in den Tropen noch nicht erlebt. Am
Anfang war es schön, mal eine erzwungene Pause zu haben, um lesen und Berichte
schreiben zu können. Doch spätestens nach 2 Tagen war die Feuchtigkeit in alle
Klamotten gekrochen, so dass nicht nur meine Regenjacke langsam anfing, nach
gestocktem Wasser zu riechen, sondern auch alle „frischen“ Sachen klamm bis
feucht waren. Da auf dieser Tauchinsel keiner etwas vernünftiges im Haus länger
als 2 Tage machen konnte, füllten sich auch die Kneipen der Insel zusehens.
Meist schon ab 10 Uhr. Wir gingen einfach jeden Tag früh zur Tauschschule und
fragten, ob es heute Tauchgänge geben würde: „Vielleicht am Nachmittag. Kommt
mal gegen 12Uhr wieder vorbei.“ Dann: „Der Wind ist nicht abgeflaut. Aber
morgen tauchen wir bestimmt!“ Und so tranken wir Shakes bei Mama Neity nebenan
oder machten gar nichts. Langsam ging uns auch das Geld aus, denn Rene und mir
sagte der Geldautomat der Insel entweder: „insufficient funds“ oder dass er
nicht mit unserer Bank zusammenarbeiten wollte. Jimmy bekam zwar Geld, aber nur
exakt soviel, dass wir unsere Tauchkurse bezahlen konnten. Und so kratzten wir
am Samstag unsere letzten 200 Lempiras (ca. 8 Euro) zusammen, kauften
Weizentortillas, Mortadella, Käse, Tomaten und Wasser und bereiteten uns in der
Küche unseres „Hostel“ ein leckeres Abendbrot, dass wir romantisch mit Kerze
bei Regen verschnabulierten.

Ein paar Tage zuvor hatte ich gesehen, dass es heute einen
Trashfilm im Inselkino geben würde. Und da ich später am Abend den
Inselautomaten durch einen Trick endlich doch davon überzeugen konnte, mir
etwas Geld herauszurücken, gingen Rene und ich durch den Regen ins Kino. Das
war toll eingerichtet. Es liegt über der örtlichen Videothek und ist mit
selbstgebastelten Sesseln für ca. 50 Personen ausgerüstet. Der Inhaber, ein
Brite, zeigte erst zur Feier des Tages einen Bugs Bunny Vorfilm, in dem es die
ganze Zeit regnete und dann einen genialen Dreiminüter, der als Zombiefilm auf
der Insel gedreht wurde. Der Hauptfilm war dann richtig schlecht – was aber
auch beim 2012er Remake eines schlechten Trashfilms von 2007 des Namens
„Outpost“ zu erwarten war, in dem eine Eliteeinheit der SS zu Zombies
umfunktioniert wurden, um von einem Bunker in Jugoslawien aus die
Weltherrschaft an sich zu reißen. Am Ende wurden die unverwundbaren Nazizombies
aber besiegt, die Welt gerettet – nur der geniale böse Wissenschaftler Dr.
Klausener war noch auf freiem Fuß. Wir können uns also auf eine Fortsetzung
freuen.

Sonntag schließlich dann beschloß Thomas dann, dass wir
aufgrund der uns wegrennenden Zeit auf jeden Fall tauchen gehen würden, um
unsere Ausbildungen abzuschließen. Am Vormittag waren wieder Jimmy und Rene
dran und weil das Boot nicht fahren wollte, fuhren sie mit dem Tuktuk in voller
Montur (man, hätte ich das gerne gesehen) zum nahe gelegenen Strand, um von
dort ins Riff zu schwimmen und zu tauchen. Am Nachmittag hatte sich ein Kapitän
für das Tauchboot gefunden – Steve, der Mann von Tara und seines Zeichens Baumschubser
aus Manitoba. Bruno (Kanada), Pawel (Cz), Thomas, Ernesto (Dive Instruktoren)
und ich hockten uns in die Nußschale und versuchten, bei hohem Wellengang und
einigen Brechern, die uns überspülten, die Neoprenanzüge anzuziehen und die
Tauchausrüstung fertig zu machen. Unter Wasser ging es dann besser. Als erstes
stand bei mir heute „Peak Performance Bouyancy“ auf dem Programm. Und zu dem
Programm gehörte es, unter Wasser für mindestens eine Minute auf der Stelle zu
schweben (klingt einfacher, als es ist), das gleiche dann im Kopfstand und dann
auf dem Boden aufgestellte Gewichte nur mit dem Mundstück umzuschubsen.

Am Ende
mussten wir noch einen Parcour absolvieren, bei dem wir durch Tore schwimmen
mußten, ohne die Flossen zu benutzen, sondern nur durch die Atmung tariert. Wir
hatten in dem dunklen, aufgewühlten Wasser ein Stück Sandboden gefunden, auf
dem es sich herrlich üben ließ. Nur fand den auch ein kleiner Stachelrochen so
gemütlich, dass er es gar nicht einsah, zu verschwinden, bloß weil so ein paar
schwarze Robben bei ihm vor der Tür Kunststücke aufführen müssen. Und so
schwamm er immer wieder dicht an uns vorbei, beäugte uns irritiert und leicht
angesäuert, weil wir alles aufwirbelten und hoffte, dass wir bald verschwänden.
Als wir das auch taten, fand ich das eine saudoofe Idee, denn über Wasser
herrschte schwerer Seegang. Nach einigen Minuten an Bord froren wir alle sehr
aufgrund des Windes. Ich mußte Thomas sehr bald sagen, dass ich auf die
Oberflächenpause scheiße und wenn wir nicht in 5 Minuten wieder im Wasser sind,
ich keinen zweiten Tauchgang machen kann und stattdessen die Fische füttern
gehe. Wieder unter Wasser blieb mir glücklicherweise die Erfahrung erspart, die
theoretisch möglich sein soll: duch den Regulator kotzen zu können. Stattdessen
übten wir Orientierungstauchen. Mit dem Kompass ein Quadrat schwimmen und
Entfernung einzuschätzen. Da wir aber noch genug Luft und keine Lust auf die
Oberfläche hatten, gingen wir noch eine halbe Stunde Fische schauen. Ich hatte
irgendwie das Gefühl, dass man heute aufgrund des schlechten Lichtes viel
dichter an die Fische herankam. Und so beobachtete ich Feenbarsche und
Doktorfische. Und erschrak dann heftig, als sich der Stein vor meiner Maske
plötzlich in eine Höhle zurückzog. Thomas sagte mir später, dass es sich bei
dem Tier (mit ca. 30cm Körperdurchmesser und ca. 1m mit Beinen) um eine
Königskrabbe gehandelt habe. Ich habe noch nie ein so großes Krustentier unter
Wasser gesehen und mir ging richtig die Muffe. Zurück an Bord warte jeder
frierend darauf, dass wir endlich wieder festen Boden unter die Füße bekommen
würden. Auch unser harter Freund aus Manitoba sah inzwischen sehr grün im Gesicht
aus. Nachdem die Ausrüstung gesäubert war und ich endlich trockene Klamotten am
Leib hatte, dauerte es noch geschlagene zwei Stunden, bis ich meine Innereien
davon über konnte, dass der Boden nicht mehr schwankte.
Am Montagmorgen hielt sich das Wetter leider nicht an die Vorhersage,
denn es regnete immer noch. Nur hatte der Wind nachgelassen und so gingen Jimmy
und ich erstmalig gemeinsam an Bord, um unsere zwei kostenlosen Fun Dives zu
absolvieren (Rene hatte sich einen arglistigen Husten eingefangen und blieb
daher an Land). Das Licht unter Wasser war zwar immer noch muschebubu und
spektakuläre Tiere haben wir auch nicht gesehen, aber Spaß gemacht hat es
trotzdem. Jimmy schnuffelte in 25 Minuten all seine Luft weg und mußte am Ende
durch den Instruktor beatmet werden, aber wie sahen Nacktschnecken, Seespinnen
und ergötzten uns an der tollen Unterwasserwelt mit vielen Aquariumfischen und
Korallen. Wieder an Land, hieß es schnell die Rechnung machen, Sachen packen,
Mittag essen, um um 14 Uhr die seit gestern wieder fahrende Fähre von der Insel
zu nehmen. Trotz des Seegangs ging es uns inzwischen erfahrenen Seebären
erstaunlich gut, als die Fähre am Festland anlegte. Wir hatten uns für heute
vorgenommen, so viel wie möglich Strecke in Richtung Guatemala zu machen, um
die letzten Tage noch an einem gemütlichen Ort ohne Regen zu verbringen. Leider
kamen wir nur bis San Pedro Sula, wo wir nur noch mit einem Taxi ins Hotel
fuhren, da uns der Reiseführer und ein Mitfahrer im Bus eindringlich davor
gewarnt hatten, dass San Pedro eine der gefährlichsten Städte der Welt sei.
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