Morz und wie er die Welt sah...

Sonntag, Februar 03, 2013

Mit allen Wassern gewaschen – Utila (18.-21.01.2013)


Liebe Freunde,

seit gestern Abend bin ich nun zwar schon wieder zurück in der Kälte von München, doch möchte ich versuchen, euch die letzte Woche unserer Reise zu beschreiben. Über den nächsten Tag, Freitag, den 18.01., gibt es eigentlich nich viel zu sagen. In der Nacht hatte es angefangen zu regnen. Und es regnete die ganze Nacht durch. Das fühlte sich so bitterkalt an, dass ich immer wieder wach wurde, um mir erst ein Hose, dann Strümpfe und schließlich die Fleecejacke anzog, um nicht als Gletscherleiche zu enden. Am Morgen regnete es immer noch Strippen und aufgrund der Windstärke 6-8 entschlossen sich die Dive Instruktoren, heute nicht tauchen zu gehen. Rene und Jimmy machten noch etwas Theorie und ich fand das Internetcafé der Insel, um euch einen Reisebericht zu geben. 
Um es kurz zu machen, der Regen hielt 3 Tage an. Und zwar 24 Stunden am Tag. So etwas haben ich in den Tropen noch nicht erlebt. Am Anfang war es schön, mal eine erzwungene Pause zu haben, um lesen und Berichte schreiben zu können. Doch spätestens nach 2 Tagen war die Feuchtigkeit in alle Klamotten gekrochen, so dass nicht nur meine Regenjacke langsam anfing, nach gestocktem Wasser zu riechen, sondern auch alle „frischen“ Sachen klamm bis feucht waren. Da auf dieser Tauchinsel keiner etwas vernünftiges im Haus länger als 2 Tage machen konnte, füllten sich auch die Kneipen der Insel zusehens. Meist schon ab 10 Uhr. Wir gingen einfach jeden Tag früh zur Tauschschule und fragten, ob es heute Tauchgänge geben würde: „Vielleicht am Nachmittag. Kommt mal gegen 12Uhr wieder vorbei.“ Dann: „Der Wind ist nicht abgeflaut. Aber morgen tauchen wir bestimmt!“ Und so tranken wir Shakes bei Mama Neity nebenan oder machten gar nichts. Langsam ging uns auch das Geld aus, denn Rene und mir sagte der Geldautomat der Insel entweder: „insufficient funds“ oder dass er nicht mit unserer Bank zusammenarbeiten wollte. Jimmy bekam zwar Geld, aber nur exakt soviel, dass wir unsere Tauchkurse bezahlen konnten. Und so kratzten wir am Samstag unsere letzten 200 Lempiras (ca. 8 Euro) zusammen, kauften Weizentortillas, Mortadella, Käse, Tomaten und Wasser und bereiteten uns in der Küche unseres „Hostel“ ein leckeres Abendbrot, dass wir romantisch mit Kerze bei Regen verschnabulierten.
Ein paar Tage zuvor hatte ich gesehen, dass es heute einen Trashfilm im Inselkino geben würde. Und da ich später am Abend den Inselautomaten durch einen Trick endlich doch davon überzeugen konnte, mir etwas Geld herauszurücken, gingen Rene und ich durch den Regen ins Kino. Das war toll eingerichtet. Es liegt über der örtlichen Videothek und ist mit selbstgebastelten Sesseln für ca. 50 Personen ausgerüstet. Der Inhaber, ein Brite, zeigte erst zur Feier des Tages einen Bugs Bunny Vorfilm, in dem es die ganze Zeit regnete und dann einen genialen Dreiminüter, der als Zombiefilm auf der Insel gedreht wurde. Der Hauptfilm war dann richtig schlecht – was aber auch beim 2012er Remake eines schlechten Trashfilms von 2007 des Namens „Outpost“ zu erwarten war, in dem eine Eliteeinheit der SS zu Zombies umfunktioniert wurden, um von einem Bunker in Jugoslawien aus die Weltherrschaft an sich zu reißen. Am Ende wurden die unverwundbaren Nazizombies aber besiegt, die Welt gerettet – nur der geniale böse Wissenschaftler Dr. Klausener war noch auf freiem Fuß. Wir können uns also auf eine Fortsetzung freuen.
Sonntag schließlich dann beschloß Thomas dann, dass wir aufgrund der uns wegrennenden Zeit auf jeden Fall tauchen gehen würden, um unsere Ausbildungen abzuschließen. Am Vormittag waren wieder Jimmy und Rene dran und weil das Boot nicht fahren wollte, fuhren sie mit dem Tuktuk in voller Montur (man, hätte ich das gerne gesehen) zum nahe gelegenen Strand, um von dort ins Riff zu schwimmen und zu tauchen. Am Nachmittag hatte sich ein Kapitän für das Tauchboot gefunden – Steve, der Mann von Tara und seines Zeichens Baumschubser aus Manitoba. Bruno (Kanada), Pawel (Cz), Thomas, Ernesto (Dive Instruktoren) und ich hockten uns in die Nußschale und versuchten, bei hohem Wellengang und einigen Brechern, die uns überspülten, die Neoprenanzüge anzuziehen und die Tauchausrüstung fertig zu machen. Unter Wasser ging es dann besser. Als erstes stand bei mir heute „Peak Performance Bouyancy“ auf dem Programm. Und zu dem Programm gehörte es, unter Wasser für mindestens eine Minute auf der Stelle zu schweben (klingt einfacher, als es ist), das gleiche dann im Kopfstand und dann auf dem Boden aufgestellte Gewichte nur mit dem Mundstück umzuschubsen. 
Am Ende mussten wir noch einen Parcour absolvieren, bei dem wir durch Tore schwimmen mußten, ohne die Flossen zu benutzen, sondern nur durch die Atmung tariert. Wir hatten in dem dunklen, aufgewühlten Wasser ein Stück Sandboden gefunden, auf dem es sich herrlich üben ließ. Nur fand den auch ein kleiner Stachelrochen so gemütlich, dass er es gar nicht einsah, zu verschwinden, bloß weil so ein paar schwarze Robben bei ihm vor der Tür Kunststücke aufführen müssen. Und so schwamm er immer wieder dicht an uns vorbei, beäugte uns irritiert und leicht angesäuert, weil wir alles aufwirbelten und hoffte, dass wir bald verschwänden. Als wir das auch taten, fand ich das eine saudoofe Idee, denn über Wasser herrschte schwerer Seegang. Nach einigen Minuten an Bord froren wir alle sehr aufgrund des Windes. Ich mußte Thomas sehr bald sagen, dass ich auf die Oberflächenpause scheiße und wenn wir nicht in 5 Minuten wieder im Wasser sind, ich keinen zweiten Tauchgang machen kann und stattdessen die Fische füttern gehe. Wieder unter Wasser blieb mir glücklicherweise die Erfahrung erspart, die theoretisch möglich sein soll: duch den Regulator kotzen zu können. Stattdessen übten wir Orientierungstauchen. Mit dem Kompass ein Quadrat schwimmen und Entfernung einzuschätzen. Da wir aber noch genug Luft und keine Lust auf die Oberfläche hatten, gingen wir noch eine halbe Stunde Fische schauen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass man heute aufgrund des schlechten Lichtes viel dichter an die Fische herankam. Und so beobachtete ich Feenbarsche und Doktorfische. Und erschrak dann heftig, als sich der Stein vor meiner Maske plötzlich in eine Höhle zurückzog. Thomas sagte mir später, dass es sich bei dem Tier (mit ca. 30cm Körperdurchmesser und ca. 1m mit Beinen) um eine Königskrabbe gehandelt habe. Ich habe noch nie ein so großes Krustentier unter Wasser gesehen und mir ging richtig die Muffe. Zurück an Bord warte jeder frierend darauf, dass wir endlich wieder festen Boden unter die Füße bekommen würden. Auch unser harter Freund aus Manitoba sah inzwischen sehr grün im Gesicht aus. Nachdem die Ausrüstung gesäubert war und ich endlich trockene Klamotten am Leib hatte, dauerte es noch geschlagene zwei Stunden, bis ich meine Innereien davon über konnte, dass der Boden nicht mehr schwankte.
 

Am Montagmorgen hielt sich das Wetter leider nicht an die Vorhersage, denn es regnete immer noch. Nur hatte der Wind nachgelassen und so gingen Jimmy und ich erstmalig gemeinsam an Bord, um unsere zwei kostenlosen Fun Dives zu absolvieren (Rene hatte sich einen arglistigen Husten eingefangen und blieb daher an Land). Das Licht unter Wasser war zwar immer noch muschebubu und spektakuläre Tiere haben wir auch nicht gesehen, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Jimmy schnuffelte in 25 Minuten all seine Luft weg und mußte am Ende durch den Instruktor beatmet werden, aber wie sahen Nacktschnecken, Seespinnen und ergötzten uns an der tollen Unterwasserwelt mit vielen Aquariumfischen und Korallen. Wieder an Land, hieß es schnell die Rechnung machen, Sachen packen, Mittag essen, um um 14 Uhr die seit gestern wieder fahrende Fähre von der Insel zu nehmen. Trotz des Seegangs ging es uns inzwischen erfahrenen Seebären erstaunlich gut, als die Fähre am Festland anlegte. Wir hatten uns für heute vorgenommen, so viel wie möglich Strecke in Richtung Guatemala zu machen, um die letzten Tage noch an einem gemütlichen Ort ohne Regen zu verbringen. Leider kamen wir nur bis San Pedro Sula, wo wir nur noch mit einem Taxi ins Hotel fuhren, da uns der Reiseführer und ein Mitfahrer im Bus eindringlich davor gewarnt hatten, dass San Pedro eine der gefährlichsten Städte der Welt sei.