Morz und wie er die Welt sah...

Sonntag, November 01, 2009

Bolivien - Titicacasee

Liebe Freunde,

Heute habe ich mir den ersten Tag Arequipa angeschaut. Schoene Stadt. Aber lasst mich erst einmal den Rest der Erfahrungen vom Titicacasee berichten.

Letzten Mittwoch gab es zur Abwechslung mal warmes Wasser am Morgen. Die Sonne war gerade aufgegangen, heizte aber schin kraeftig die Strassen von Puno. Auf 3800m, nicht weit weg vom Aequator, ist das so: Scheint die Sonne am Tag, fuehlt es sich an wie Mai und man laeuft im T-Shirt umher. Aber sobald eine Wolke am Himmel ist, schaltet das Wetter um auf Maerz und man muss den Pullover herauskramen. Kommt dann auch noch Wind dazu, wie auf einem Boot...exakt...Januar, Wintermuetze, Schal und 2 Pullover. Entsprechend dick war unser Daypack. Wir machten uns auf zum Busbahnhof – hier in Puno eine grossartige Erfindung, denn in anderen peruanischen Staedten muss man das Buero der jeweiligen Busgesellschaft finden, toller Sport – und fuhren mit dem 7.30-Bus nach Copacabana. Nein, nicht der beruehmte Strand von Rio de Janeiro, sondern das Nest in Bolivien.

In 3 Stunden waren wir da und hatten die Grenze hinter uns gelassen. Da Copacabana eine Pilgerstaette ist, schauten wir uns erst einmal die grosse Kathedrale an, bevor wir das Boot zu unserem eigentlichen Ziel bestiegen: Der Isla del Sol. Die Sol hatte sich aber kurz nach der Abfahrt verzogen, und so kamen viele franzoesische und australische Surfernaturen, die auf dicke Hose machten, in den Genuss einer steifen Brise. Der Wind frischte dann noch etwas auf und von dem anfaenglichen Gedraenge auf dem Oberdeck unseres Kahn blieben noch Jimmy und ich (in 2 Pullovern, Windjacke und Wintermuetze) und ein Japaner mit Namen Raiki, den wir schon am Vortag auf der Fahrt zur Isla Taquile kennengelernt hatten, uebrig, um den See vom Oberdeck aus zu besehen. Die Wellen nahe der Insel machten die Ueberfahrt zu einer Achterbahnfahrt und sorgten dafuer, dass wir nicht am ausgemachten Hafen anlegen konnten, sondern am suedlichsten Punkt der Insel. Die meisten Touris hatten etwas weisse Gesichter, stuermten nichtsdestotrotz aber gleich drauflos, die Insel zu erkunden. Wir folgten ihnen gemaechlich in dem Wissen, die Nacht hier zu verbringen und damit alle Zeit der Welt zu haben.

Zwischen der Isla del Sol, die etwa 5000 Einheimischen Lebensraum bietet, und dem Festland, liegt eine winzige, bewaldete Insel, fast wie eine Schaere in Skadinavien, und nach Osten hin zeigt sich die Isla de la Luna von ihrer schoensten Seite. Doch das spektakulaerste sind die in der Ferne, doch wegen der guten Luft zum Greifen nahe erscheinenden Berge der sog. Koeniglichen Kordillen. Alle ueber 5500m, manche bis zu 6400m hoch und alle schneebedeckt.

Auf einer Steinmauern sitzend und diese Szenerie bewundernd, fand uns Arturo. Arturo ist 11 Jahre alt und nach der Schule von Beruf Hospedaje-Schlepper. Aber er kannte sich auch gut auf seiner Insel aus und konnte uns manche Frage beantworten. Leider war sein Hostel schon voll und so zogen wir bei Doña Marcella gegenueber ein, die in ihrer Jugendherberge schon drei, nicht mehr ganz so jugendliche Franzosen einquartiert hatte. Am Nachmittag erkundeten wir noch etwas die Insel und als wir zurueck ins Dorf kamen, ging gerade die Sonne unter. Was fuer ein optisches Spektakel in dieser Luft, die die Farben doppelt so gut herausbringt! Auf dem hoechsten Punkt des Dorfes trafen wir auch Arturo wieder, der mit seinen Freunden mit aus Muelltueten gebastelten Drachen den Wind nutzte und ebenso wie wir den Sonnenuntergang genoss. Sobald „se neigditscht“ war, wurde es bitterkalt und wir verzogen uns ins Hostel, in dem uns Doña Marcella lecker Forelle und Quinuasuppe zubereitete. Eine Runde Carcassonne und Postkartenschreiben beendeten den Abend.

Isla del Sol

Am naechsten Morgen verpassten ich den vermutlich ebenso spektakulaeren Sonnenaufgang ueber den cordillera real, aber Jimmy wird wohl Photos gemacht haben. Fliessend Wasser gab es keines, aber das von Eseln den Berg hoch geschleppte und in Bottiche auf dem Dach gegossene Wasser floss in homoeopatischen Dosen durch den Durchlauferhitzer und auf meinen verpennten Koerper. Doch all das fruehe Aufstehen nuetzte nichts, da Doña Marcella erst um 8.00 auftauchte und fuer uns Fruehstueck machte. Ich wechselte unterdessen noch die Gasflasche im Haus und versuchte gebrochen spanisch/franzoesisch/englisch uebersetzend Unstimmigkeiten zwischen Doña Marcella und ihren franzoesischen Gaesten zu klaeren.

8.30 ging es dann hinaus in die Sonne - soweit hatte der Name der Insel nicht getrogen. Auf dem Weg aus dem Dorf trafen wir viele Bauern, die mit ihren Eseln, davon gab es so viele, wie ich noch nie zuvor auf einem Haufen gesehen habe, zum Wasser holen oder auf die Felder gingen. Ich mag ja Esel. Esel haben immer einen traurigen Blick, wissen, wenn ihnen etwas nicht gefaellt und kommen nicht so uebertrieben stolz daher wie Pferde. Ausserdem waeren Pferde bei dem unebenen Felsgestein wohl ziemlich aufgeschmissen gewesen. Ueberhaupt bestand die ganze Insel aus Stein. Nicht nur der Boden, sondern auch die Haeuser und die ebenso aus Feldsteinen aufgeschichteten Mauern, die mich sehr an Irland erinnerten.

Der Blick ueber den See war immer noch ueberwaeltigend und so kamen wir wegen tausender Photos nur schleppend voran. Gegen 11.30 erreichten war dann aber, viele schoene Buchten, kleine Eukalyptoswaeldchen und Schafsherden hinter uns lassend, das Dorf Cha’llapampa. Hier sollte uns in 2 Stunden ein Boot wieder mit zum Festland nehmen. Also noch genug Zeit, die historisch wichtigste Staette der Insel zu besuchen: den Stein der Inka. Dieser liegt 2 km noerdlich des Dorfes, an der oertlichen Schule vorbei, in der die Maedels gerade Schulgarten haben und umgraben und schuffeln lernen, unter dem groessten Eukalyptos durch, den ich je gesehen habe, an dem Kiffer-Aussteiger-Paerchen links, welches gerade Armbaender bastelt und hinein in das karge Land; da ist er. Der Legende nach haben die Goetter den oertlichen Oberaffen hier um 1200 beauftragt, ihnen zu Ehren das stolze Reich der Inka zu gruenden, welchem wir heute so praechtige Staetten wie Pisaq und Machu Picchu und Errungenschaften wie Bewaesserungssysteme und Cocatee verdanken. Ehrlich gesagt macht der Stein ohne Legende ueberhaupt nichts her. Man wuerde ihn einfach uebersehen und fuer einen Stein halten.

Auf der Rueckfahrt war das Oberdeck wieder proppenvoll, nur blieb der Wind heute aus, so dass das Oberdeck auch proppenvoll blieb. Unser erster Halt war der Hafen im suedlichen Bereich der Insel, an dem wir uebernachtet hatten. Hier setzten wir uns die Stunde Zwischenstopp an die herrlich gruen ueberwachsene Inkatreppe (das liegt daran, das neben ihr die einzige Quelle der Insel herunterplaetschert), die zum Dorf hinauf fuehrt und genossen den Ausblick. Auf der Ruecktour legten wir noch in einer versteckten Bucht an, wo man fuer die Touristen billige Disneylandkopien der echten schwimmenden Inseln angelegt hatte. Erstens wohnte niemand auf diesen Inseln und zweitens konnte der genaue Beobachter herausfinden, das besagte Inseln auf Pontons schwammen. Wirklich schlechte Touriverarsche.

Um 18.00 stiegen wir, mit einer Flasche Wasser und Pizzen zum Mitnehmen bewaffnet, in den Bus zurueck nach Puno und Peru. Der Busfahrer trieb uns ueber die Grenze, denn sie wuerde in 10 Minuten schliessen und dann saessen wir in er S..... Aber es ging alles gut, ich hatte einen neuen Stempel im Pass, nur meine inzwischen kalte und im Bus zurueckgebliebene Pizza hatte jemand durchsucht. Frechheit!

Die Rueckfahrt verlief gemuetlich: Jimmy hoerte sich „Herr Lehmann“ auf meinem mp3-Player an und ich las weiter in „Bourne Identity“, welches ich in Cuzco gegen ein schlechtes Buch namens „The World according to Clarkson“ ertauscht hatte. Gegen 20.00 peruanischer Zeit erreichten wir Puno und waehrend Jimmy sofort ins Bett plumpste, erledigte ich dringende Geschichten im Internetcafé.

Die Fahrt nach Arepquipa

Nach weiteren dringenden Faxen und Emails gestern frueh haben wir uns dann in den 13.30-Bus nach Arequipa gesetzt. Also, es hiess, er wuerde 13.30 abfahren. 14.00 waren wir dann schon vor dem Terminal und schlichen im Schneckentempo durch die Strassen, auf der Suche nach verirrten Personen, die vielleicht nach Arequipa wollten und nicht wussten, wie ein Bus, geschweige denn ein Busbahnhof aussieht. Als es im 40km entfernten Juliaca schon 16.15 war, fingen auch die letzten Passagiere an, durch trampeln dem Busfahrer verstaendlich zu machen, dass sie heute noch in Arequipa anzukommen gedachten und erstaunlicherweise ging die Fahrt dann los. Sie fuehrte durch karges Land der Westanden, auf Paesse bis zu 4600m und entlang einsamer Seen. Jimmy hoerte weiter Hoerbuch und ich verfolgt literarisch Jason Bourne durch Zuerich und Paris. Nur den Sonnenuntergang ueber der Hochebene vor uns (wir sassen in einem Doppelstocker vorne) bestaunten wir gemeinsam. Gegen 21Uhr erreichten wir schliesslich Arequipa, unser Hostel und den naechsten Strassenstand, der uns mit Abendbrot versorgte. Wir schauten uns noch die schoen beleuchtete Plaza de Armas an und beschlossen, den naechsten Tag erst einmal auszuschlafen.

Und was wir heute gesehen haben und warum mir Arequipa gefaellt, erzaehl ich euch beim naechsten Mal. Alles liebe und gute Nacht. Carpe diem,

Euer Stefan

2 Comments:

  • Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    By Anonymous Anonym, at 18:08  

  • Good post and this post helped me alot in my college assignement. Thank you seeking your information.

    By Anonymous Anonym, at 16:07  

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