Morz und wie er die Welt sah...

Mittwoch, November 15, 2006

IAESTE Jahrestagung in Goslar

Liebe Freunde,

nachdem ich den Irland-Blog erstellt habe, gefiel mir die Idee eines durchgängigen Blogs über meine Reisen so gut, daß ich jetzt damit anfange, über alles zu schreiben, was ich außerhalb meines/unseres märkischen Heimatlandes erlebe. Und es freut mich, daß du soweit runterscrollst, um mit dem Anfang zu beginnen. Und am Anfang war das Wort…. Nee, die Jahrestagung der IAESTE Deutschland in Goslar. Es gab 2 Gründe für mich in den Harz zu fahren. Einerseits hatte sich Potsdam auf Jahrestagungen lange nicht blicken lassen und andererseits werden auf der Jahrestagung die Tickets zur GC verteilt. Und dort wollte ich ja schon immer mal hin. Also los ging's. Mama hat frisch Winterreifen auf ihr Auto ziehen lassen, dabei festgestellt, daß sie schon eine Weile ohne TÜV rumfährt, dann diesen auch noch machen lassen und mir schließlich schweren Herzens ihren Opel Corsa in die Hand gedrückt. Damit rollte ich dann gemütlich am Mittwochmorgen (08.11.06) Braunschweig entgegen, um mich, mangels Blick in die Karte, nach mehreren Kreuzen auf der Autobahn nach Heilbronn wiederzufinden, anstatt der nach Goslar. Zum Glück erwischte ich per Zufall eine Abfahrt, von der die B6 direkt nach Goslar führt. Am Ortseingangsschild fiel mir dann ein, daß meine Tagungsunterlagen es sich auf dem heimatlichen Tisch gemütlich machten. Dumm daran war, daß ich den Namen des Hotels nicht mehr wußte. Beim Blick auf eine „Hotelkarte“ unweit der Innenstadt erinnerte ich mich wieder an den Namen: „Der Achtermann“.
Dort angekommen, wurde wieder bestätigt, daß IAESTE weiß, wie man Studenten glücklich macht: Beheiztes Einzelzimmer mit Blick auf die historische Altstadt, geräumigem Bad und Fernseher. Leider mußte ich die Snooker-Übertragung bald wieder ausstellen, denn für den Nachmittag war Kulturprogramm angesagt. Los gings mit einem Stadtrundgang durch die vom Krieg komplett unversehrten, von herrlich krumm und schiefen Fachwerkbauten dominierte Altstadt. In manchen Gassen konnte man kaum nebeneinander laufen und einige waren durch die enthusiastischen Anbauten oben so eng, daß man getrost die Gänsekeule vom Tisch des gegenüber wohnenden Nachbarn stibitzen könnte. Erwähnenswert ist auch das Rathaus, dessen Huldigungssaal so berühmt und eindrucksvoll bemalt ist, das man ihn nur durch eine Plexiglasröhre betrachten darf. Nach einer Stippvisite der Kaiserpfalz gings zurück zum Hotel, wo ein Bus schon auf uns wartete. Mit diesem fuhren wir zum Rammelsberg, dem Bergwerk der Stadt Goslar, welches zusammen mit der historischen Innenstadt in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Das Besondere an dem Bergwerk ist, daß es nachweislich seit 1000 (wahrscheinlich schon seit 3000) Jahren durchgängig zum Abbau genutzt und ständig erweitert wurde. Eindrucksvoll war vor allem der mittelalterliche Teil, wo wir Kehrräder (Wasserräder, die in beide Richtungen gedreht werden können) von 15m Durchmesser sahen, die durch Wasserkraft "Eimer" voller (800kg) Erz hoben. Gesteuert wurden sie dabei mit einer einzigartigen Fernsteuerung aus kombinierten Gestängen, die bis in 500m entfernte Schächte gingen. Wenn unser etwas trottelige Führer nicht gerade aus Versehen das Licht aussschaltete, erklärte er uns, daß aufgrund der überaus reichen Erzvorkommen im Rammelsberg eine seltene Abbautechnik angewandt wurde: Man klaubte nämlich das Gestein nicht mit Hacken aus dem Fels, sondern schichtete so viel Holz wie möglich auf und zündete es an. (Super Idee, wie ich finde. Hat man doch in nem Bergwerk unbegrenzten Sauerstoffvorrat!) Daraufhin dehnt sich das Erz anders aus als der umgebende Fels und es purzelte von allein aus der Höhlendecke (Na ein Glück, daß wir heute Helme haben). Vorbei an einem alten Schienennetz gings wieder an die Oberfläche, doch leider hatte jemand das Bergwerk schon abgeschlossen. Kein Witz. Super, oder? Nach einigem Überlegen und Schlüssel ausprobieren fiel unserem Führer dann aber noch ein Ausgang ein, der nicht abgeschlossen war. Zurück im Hotel holten sich manche schon einmal das Aufwärmpils vom nahegelegenen Edeka und tranken es auf dem Weg ins "Golden Palast" (schöne denglisch Kombi, oder?), wo es für uns chinesisches Essen vom Buffet gab. Bei vielen ausgehungerten Studenten (ja, ja, ich kenn das) waren die Augen wieder größer als der Magen, aber und zum Schluß gabs auch noch Eis. Ich quackelte lustig mit Magdeburg, München (alles Neue) und Chemnitz und erstattete Karin später Bericht über meinen Sommer in Irland. Im Gegensatz zu den meisten, wollten Tilman aus Chemnitz und ich gleich, also ohne Umweg übers Hotel, in die Kneipe, stellten aber fest, daß keine schöne offen hatte. Also doch ins Hotel, noch in die große Runde gesetzt und Hopfenkaltschale geschlürft.
Am nächsten Morgen (eigentlich empfand ich Frühstück um 8 Uhr noch als Nacht) ging die Konferenz richtig los. Der GMG (Insider für Günter Müller-Graetschel = Chef von IAESTE Deutschland) eröffnete die Konferenz und sprach die nächsten 90min darüber, was letztes Jahr bei IAESTE geschah. Nach einem Gruppenfoto gabs auch schon Kaffee mit Snacks (schon wieder Essen) und beim 2.Teil stellten sich andere Austauschorganisationen vor. Um 12 Uhr war schon das Mittagessen dran und zur dritten Runde fehlte schon die Hälfte des Publikums. Zum Glück überwanden sich einige, interessiert zu schauen, so daß der Rest der Zuschauer gemütlich schlafen konnte. Bei der nachfolgenden Kaffee-und-Kuchen-Pause bestand die letzte Möglichkeit, für irgendwelche Ämter zu kandidieren. In der letzten Runde vor dem Abendbrot (nur fressen hier, echt!) stellten sich alle Kandidaten in englisch vor. Ich wollte ja zur General Conference nach Lissabon und sieben andere hatten die gleiche Idee. Zum Essen gings diesmal in den alten Zwinger am anderen Ende der Stadt, wo ein mediterranes Buffet für uns bereit stand. Miss Weimar, Mister Erlangen und Miss Zwickau liessen sich mit mir am Tisch nieder, doch ich mußte bald los, um Aycan am Marktplatz zu treffen. Aycan war Trainee in Irland dieses Jahr und lebt in Clauthal-Zellerfeld, also gleich nebenan. Zusammen gingen wir mit der ersten Gruppe zurück ins Hotel und quatschten über alte Zeiten. Als nächtes war zu unserer Überraschung "Irish Dancing" angesagt und Aycan konnte das Grinsen kaum unterdrücken, als sie in der Tanzgruppe ihre Prüfungsamtsfrau erkannte. Als Aycan wieder zurück fuhr, tat ich mich mit Lübeck und Aachen am Freibier gütlich und tanzte zu in Goslar topmoderner Musik wie "No Limit" oder "Whigfield".
Am nächsten Morgen wurde wieder zu unchristlicher Zeit gefrühstückt, aber die meisten sahen noch schlimmer aus als ich (hihi). Um 9 gings noch an die Uni in Clausthal, die ja offiziel unsere Tagung organisiert hatte und dort wurde dann gewählt. Jedes AAA (Akademische Auslandsamt) und jedes LC (Lokalkomitee) hatte eine Stimme und zum Anfang verliefen die Wahlen prooblemlos. Dann kam die GC-Wahl und jeder Wahlberechtigte bis zu 3 Stimmen (da 3 Tickets nach Portugal zu vergeben waren). Als Ergebnis der Wahl gab es einen klaren Sieger und 3 Punktgleiche. Ich gehörte zu letzteren. Also eine Stichwahl mit mit 2 Stimmen zwischen uns dreien. Dabei blieben wieder 2 mit Punktegleichstand übrig (ich war natürlich wieder dabei). Bei der zweiten Stichwahl stieg die Spannung auf den Höhepunkt und nach dem Auszählen wußte ich, daß ich gegen Sandy aus Jena verloren hatte. Shit! Also nichts mit Lissabon (schnüff).
Markus (aus Chemnitz, der mich zur CEC in Slowenien begleiten sollte) und ich aßen noch schnell in der Clausthaler Mensa unser Mittag, fotografierten den Transporter des LC München, die die Fenster von innen mit US5 und anderen Boygroups zugeklebt hatten und sprangen ins Auto, um den Bergen entgegenzufahren.........

1 Comments:

  • Jo-Ho, du fleissiger Blogger,

    Weltreisender-und-dabei-Riesenfutterunbiermengen-Vernichter! Hat wieder Spass gemacht, deinen Geschichten sehenden Auges zu lauschen! Mehr davon, ist immer gern gesehen und noch gerner gelesen... ;-)).


    Grüße aus dem Sachsenland,
    der BH

    By Anonymous Anonym, at 17:28  

Kommentar veröffentlichen

<< Home